Die Wasserwirtschaft hat ihren Namen nicht von ungefähr. Das ist zum einen ihre einmalige Lage: eingeschmiegt in den „Regen-Bogen“, durch die „Blaue Brücke“ mit der Chamer Innenstadt verbunden und direkt unter jener Brücke mit einer Anlegestelle versehen, von der aus man auf dem Regen wandern kann. Zum anderen ist da die „Wirtschaft“ mit dem Hochwasser. Die schlimmste Überschwemmung war im Jahr 1954. Das weiß Franz Neft zu erzählen, dessen Familie das Gebäude der Wasserwirtschaft lange Zeit gehörte.
14 Tage, nachdem das Hochwasser wieder weg war, sind die Kohlenwägen in der damaligen Werkstatt noch eben voll mit Wasser gestanden. Aber das Haus hat noch viel mehr erlebt in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte…
Anfangs stand da, wo jetzt die Wasserwirtschaft ist, nur ein Stadl. Und der brannte 1900 ab. Ein Vorfahre von Franz Neft hat dann einen gemauerten Stadl in die Höhe gezogen, damit er nicht wieder gleich in Flammen aufgeht. 1924 wurde auch ein Garten mit Gartenhäuschen angelegt.
In der Nachbarschaft befand und befindet sich noch heute der „Straubinger Stadl“, der, wie der Name schon sagt, der Familie Straubinger gehört. Die Familie Neft nutzte ihren Stadl für die Landwirtschaft, und während des Zweiten Weltkrieges richtete eine tschechische Firma ein Teelager ein. Hasen- und Hühnerställe waren in dem Stadl untergebracht. Angorahaserl wurden gezüchtet. Und von deren Wolle haben alle Angoraunterwäsche gekriegt, erinnert sich Franz Neft. Zwei Opel P4 waren während des Kriegs im Stadl versteckt und der Vater von Franz Neft, Johann Valentin Neft, hatte seine Motorräder dort „in Sicherheit gebracht“. 1949 wurde aus dem Stadl ein Haus, oben kam eine Wohnung hinein und unten, wo jetzt die Gasträume sind, eine Werkstatt. Eine Schlosserwerkstatt war es genauer, die Hans Schierer, vielen bekannt als der „Schierer Baunz“, dort betrieb.
Der „Schierer Baunz“ war ein Kunstturner und Schlittschuhfahrer und in beiden Disziplinen beim SV Cham eine echte Koryphäe. Nach der Schlosserei folgte die Drechslerei Scholz und danach die Schreinerwerkstatt Habler und Gom. Und immer wurde dort, wo man heute gemütlich beisammensitzt, wo geschmaust und getrunken wird, hart gearbeitet. Danach wurde es wieder ruhiger im Haus. Bis circa 1970 verwendete die Firma Neft die Räume als Lager. Die Firma hat seit 1750 ihren Sitz in Cham und ist somit die älteste Hafnermeisterei, wie Franz Neft berichtet. Als das Lager für die Firma zu klein wurde, standen die Räume leer.
Die Wohnung oben war allerdings immer bewohnt. Die Familie Neft verkaufte das Haus an Henry Heyn. Er musste 1993 das große Hochwasser über sich ergehen lassen, von dem auch das Haus nicht verschont wurde. Und 1997 wechselte das Gebäude zum letzten Mal den Besitzer.
Aus den ehemaligen Werkstatt- und Lagerräumen wurden Gaststuben, aus dem Obstgarten ein Biergarten und aus dem Gartenhäuschen der Ausschank. Viel hat sich getan, viele Gäste hat die Wasserwirtschaft seitdem gesehen und auch einige Überschwemmungen.
Drum gilt nach wie vor: Bei (sehr hohem) Hochwasser geschlossen!